Schwetzinger Zeitung, Montag, 15.02.2016


Palais Hirsch:
Pianistin Soyun Choi vom gemischten Chor „Alive Vocals“ verzückt mit Liedern von Frédéric Chopin bis Albert Hammond

Sie lässt die Werke sprechen

Der Valentinstag ist ein alter Brauch, der die Liebe in den Mittelpunkt stellt. Sie wird an diesem Datum, dem 14. Februar, von Paaren ganz besonders gepflegt, indem sie auf die Bedürfnisse des Partners mit Geschenken eingehen. Das können Blumen sein, Schmuck oder Süßigkeiten, aber auch ein Konzert, wie es "Alive Vocals" am Vorabend des Valentinstags den Zuhörern mit vorwiegend romantischem Repertoire den Zuhörern geboten hat.

Die aus Südkorea stammende und in der Kurpfalz lebende Pianistin Soyun Choi hat ein Programm zusammengestellt, das Werke zum Thema "Liebe" von Mendelssohn Bartholdy, Franz Liszt, Frédéric Chopin, Claude Debussy enthielt, aber auch von Komponisten wie Harold Arlen, Henry Mancini oder Albert Hammond. Mit dieser Auswahl belegte sie die Vielfalt ihrer pianistischen Tätigkeit.

Und Andrea Wilhelm, Vorsitzende des gemischten Chors "Alive Vocals", die durchs Programm führte, freute sich, am Samstagabend im Veranstaltungsraum des Palais Hirsch zahlreiche Gäste zu diesem außergewöhnlichen Klavierrezital begrüßen zu können. "Seit 2013 ist Soyun Choi die Pianistin unseres Chores", sagte sie. "Nach Soloauftritten in Mannheim und Darmstadt zeigt sie nun auch in Schwetzingen ihre große Begabung. Anlass ist der morgige Valentinstag. Wie kann man ihn besser feiern als mit Musik?"

Soyun Choi, informierte Andrea Wilhelm, hat schon viele Auszeichnungen und erste Preise in Italien oder beim "Euterpe International Wettbewerb" für Klaviersolo sowie einen Preis in Padova für Kammermusik bekommen. Am Samstagabend bot sie den Zuhörern ein breites musikalisches Spektrum ihres Könnens. Bezaubernd war gleich zu Beginn die Art, wie sie "Liebesgruß" von Edward Elgar mit einer reichen Palette an Klangfarben interpretierte.

Wunderbare Leichtigkeit und Eleganz des Anschlags bewies sie anschließend in den "Liedern ohne Worte" von Mendelssohn Bartholdy. Die drei Miniaturen, die sie zum Klingen brachte, bilden einen ganzen Kosmos an kompositorischer und pianistischer Kunst. Sie dokumentieren einmal mehr die überragende Genialität des jungen Komponisten Mendelssohn, der nur 36 Jahre alt wurde. Soyun Choi spielte sie ebenso feinsinnig wie ausdrucksvoll. Das Publikum war begeistert. Virtuos ließ die Pianistin danach die lyrischen Passagen des Schubertlieds "Ständchen", in der Bearbeitung für Klavier von Franz Liszt, aufblühen, ohne ins Sentimentale abzugleiten, ebenso feinsinnig und ausdrucksstark "Liebestraum", Stück, das Liszt komponiert und Ohrwurmcharakter hat, wie auch das nachfolgende innige "Liebeslied". Chois Spiel in Frédéric Chopins "Regentropfen" aus dem "Prelude op. 28" war ebenso geprägt von mitreißender Aussagekraft wie von einem abgerundeten Klangbild.

 

Begnadete Pianistin: Soyun Choi gestaltet einen zauberhaften Abend mit Liedern, die die Liebe schreibt.

 

"One Moment in Time" ein Genuss

Schlicht und dennoch brillant gelang ihr die unglaublich bildstarke Komposition "Claire de lune" des Impressionisten Claude Debussy, wie aus einem Guss und doch voll reicher Nuancen. Soyun Choi gestaltet all diese romantischen Stücke so konzentriert und fesselnd, dass die Spannung im Saal keine Sekunde nachlässt.

Mit rhythmischem Drive und spielerischer Leichtigkeit brachte sie es fertig, anschließend Stücke ganz anderer Art zu spielen wie Harold Arlens "Over The Rainbow", Henri Mancinis "The Moon River" aus "Frühstück bei Tiffany" oder Ennio Morricones "Main Theme". Auch Albert Hamonds "One Moment in Time" von 1988, das Popsängerin Whitney Houston bekannt gemacht hat, war purer Hörgenuss. Selbst vor temperamentvoller Jazzmusik kennt die Pianistin keine Scheu, wie sie mit ihrer Zugabe eindrucksvoll bewies. Die Pianistin hinterließ starke Eindrücke und ein begeistertes Publikum, ohne im Geringsten virtuos aufzutrumpfen - im Gegenteil: Voller Bescheidenheit trat sie hinter die Werke zurück und ließ sie gleichsam von selbst erklingen.

© Schwetzinger Zeitung, Montag, 15.02.2016