Schwetzinger Zeitung, Dienstag, 13.10.2015

Palais Hirsch: Chor Alive Vocals unter der Leitung von Astrid Kaberna trifft mit der Matinee unter dem Motto „Klassik meets Musical“ den Geschmack des Publikums

Ein Ritt durch klassisch-bunte Tongefilde

Von unserem Mitarbeiter Markus Mertens

Es ist kein großes Kunstwerk, ein Chorkonzert in epische Längen zu ziehen. Oft sind solche zwei-, manchmal sogar dreistündigen Programme ja sogar gut gemeint, denn sie wollen zeigen, zu was der Chor alles in der Lage ist. Doch kommt die Würze ja bekanntlich mit der sprichwörtlichen Kürze, oder um es anders zu sagen: Eine Wahl zu treffen, bedeutet auch Mut. Den haben Chorleiterin Astrid Kaberna und ihre 14 Sänger von Alive Vocals allemal gezeigt, denn das Motto ihrer Matinee im Palais Hirsch - Klassik meets Musical - ist kein dahergeschenktes.

Begeisterte Zuhörer

Und anfangs kann man die Unruhe auch tonal noch ein wenig greifen. Das "Can You Feel The Love Tonight" kommt zwar ebenso warm und farbig wie die beiden Mozart-Notturni "Due pupille amabile" und "Luci care, Luci belle", doch die Nervosität wirbelt die Einsätze noch etwas durcheinander, der Gesamtchor lässt es an Volumen noch ein wenig vermissen.

Doch bleibt das weitgehende ausverkaufte Haus den Sängern von Alive Vocals treu, peitscht sie mit ihrem Beifall nach vorne und gibt ihnen den Mut, sich freizusingen. Herrlich, wie kraftvoll und prall plötzlich die Titelnummer aus "Die Schöne und das Biest" erklingt und der Stephen- Foster-Klassiker "Beautiful Dreamer" durch die Lüfte des Palais Hirsch schwebt.

Als dann noch Gabi Schall ganz in Namen "Mozarts" das "Gold von den Sternen" holt, kennen die Zuhörer kein Halten mehr und klatschen so lange, dass sich die Solistin gar mehrfach verbeugen muss.

Danach kann eigentlich kommen was will. Selbst als "Sandmann" und "Abendsegen" aus Humperdincks "Hänsel und Gretel" ertönen, ist kaum jemandem schläfrig zumute, vielmehr genießt ein angefachtes Publikum die Schönheit des Abendhimmels, die sich in "Music Of The Night" aus dem "Phantom der Oper" spannungsvoll fortsetzt.

Dabei bleibt die immer wieder überraschende Komponente des Chors die Aufteilung für das jeweilige Stück. Von der Pianistin Soyun Choi stilsicher begleitet, singen mal vier, mal sieben, mal alle auf. So entsteht nicht nur ein gesanglich-musikalischer Ritt durch die Jahrhunderte, sondern auch ein Tanz der Emotionen, der für den Drive von "I Will Follow Him" ebenso Platz findet, wie für den kraftvollen "Wassermann" aus dem Musical "Hair". "Wir haben wirklich versucht, uns ein kreatives Programm auszudenken, in dem wir Klassik und Moderne einander begegnen lassen," hatte die erste Vorsitzende von Alive Vocals noch vor dem Konzert im Gespräch mit der unserer Zeitung erzählt, dieser Augenblick zeigt: Wilhelm hat mit ihren Ansprüchen nicht übertrieben.

Leicht nachvollziehbar ist es da allemal, dass die Zuhörerschar mittlerweile hin und weg ist. Wer so energisch und positiv durch klassisch-bunte Tongefilde reitet, hat sich jedes Wohlwollen reichlich verdient, zumal das Highlight ja noch gar nicht erklungen war. Es sind Siegbert Doll und Chorleiterin Astrid Kaberna selbst, die zu Mozarts "Reich mir die Hand, mein Leben" aus dem "Don Giovanni" antreten und mit ihren kräftigen klaren Stimmen unter Beweis stellen, dass es bei Weitem keine Opernbühne braucht, um große Gefühle erlebbar zu machen.

Intensiv und mitreißend

So kann man denn, ganz im Sinne des vorletzten Titels mit einem "Thank You For The Music" wörtlich-dankend langsam Abschied von diesem Vormittag nehmen. Denn so straff und kompakt wie sich diese Matinee gestaltete, so intensiv und mitreißend war sie auch. So vertraut, anrührend und offen wie ein Gespräch, das - so will man es glauben - eigentlich nur alte Freunde ("The Way Old Friends Do") so führen können. Wie man sich manchmal täuschen kann!

© Schwetzinger Zeitung, Dienstag, 13.10.2015

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