Schwetzinger Zeitung, Montag, 13.10.2014
Evangelische Kirche: Beim Basar in der Kurpfalzhalle wirbeln die Akteure an zwei Tagen auf und hinter der Bühne / Stimmungsvolle Show am Samstagabend
Programm so lebendig wie die Gemeinde
Von unserem Mitarbeiter Markus Mertens
Oftersheim. Es sind zwei Tage in der Kurpfalzhalle, die eine Erkenntnis deutlicher nicht freilegen könnten: Dass man einem derartigen Engagement für die gute Sache mit Worten kaum gerecht werden kann. Denn ja, der Peter-Gieser-Kindergarten ist 40 Jahre alt und es wird noch viele tausend Euro kosten, bis er Kindern und Personal im Jahr 2016 hoffentlich endgültig renoviert wieder zur Verfügung steht. Doch wo sich über 100 ehrenamtliche Helfer der evangelischen Gemeinde ein ganzes Wochenende lang derart aufopferungsvoll dafür einbringen, damit genau das gelingen kann, darf es keinen Zweifel geben, dass das große Ziel erreicht wird.
Man nennt dieses opulente Ereignis Basar, doch dieses Wort taugt kaum, um treffend zu beschreiben, was an diesem Ort vor sich geht. Denn obwohl der Samstagnachmittag kaum angebrochen ist, werden wohl besetzte Reihen Zeuge einer Bilder-Welt, wie man sie schöner nicht malen könnte. Hand in Hand marschieren die 150 Kindergartenkinder aus den umliegenden Kitas zu „Hallelujah" auf die Bühne, formen einen Kreis und präsentieren stolz ihre fröhlichen Tänze.
Viele fröhliche Menschen
Während die Eltern sich am Eine-Welt-Stand mit fair Gehandeltem eindecken oder ein Los der Tombola erstehen, entlassen die Kleinen an Luftballons befestigte Wünsche in die Lüfte. Sicher schwingen die Tanzgruppen vom TSV und vom Bach-Gymnasium die Beine und das höchst eindrucksvoll - doch es ist diese derart natürlich ausgelassene Stimmung, die diesem Anlass seine Seele schenkt. Das sieht auch Margarete Vogel-Zimmermann so. Als wir sie fragen, was denn ihr Highlight des Basars sei, sagt sie schlicht: "Das Highlight sind für mich die wirbelnden Kinder - einfach schön, das erleben zu dürfen." Auch Pfarrerin Sibylle Rolf erzählt im Gespräch mit unserer Zeitung, dass sie "Menschen in dieser Masse und Fröhlichkeit" bisher kaum erlebt habe.
Mittlerweile ist es Abend geworden - Zeit für die große Basar-Show. Und es kann keinen mehr ernsthaft verwundern: Die Tische sind prall gefüllt. Es ist ein anderes Publikum - viele Gäste sind neu dazu gekommen. Nur die Stimmung, die ist geblieben, frei nach dem Motto: Einmal kurz ausruhen, dann kann es weitergehen! Und so ist es auch. Kaum ein Act, der nicht frenetisch beklatscht, für seine Darbietungen reich mit Begeisterung entlohnt wird. Ob es das Männer-Ballett der Grün-Weißen zu bayrischen Zoten oder die "Mexikanischen Hühner" der SG Oftersheim, die magischen Einlagen des Zauberers Iramus oder Sandra Roths Dog Dance sind: Der Jubel kennt keine Grenzen. Und so wird es spät an diesem Samstag.
Gestern Morgen ging es weiter - und wie! Der Gottesdienst, in dem sich die 49 neuen Konfirmanden erstmals der Gemeinde präsentierten, dürfte auch jene aufgerüttelt haben, denen der Schlaf vorher noch etwas in den Gliedern saß. Ganz und gar nicht lahm hatten sich die Konfis unter Anleitung der Pfarrerinnen Sibylle Rolf und Esther Kraus mit dem Thema Brot beschäftigt.
Brote für den guten Zweck
Auf Anregung der Landbrotbäckerei Schnabel hatte sich das Konfirmanden-Team an der Hilfsaktion "5000 Brote" der Organisation "Brot für die Welt" beteiligt, bei der Brote gebacken und deren Erlös notleidenden Kindern in Kolumbien, Ghana und Bangladesch zur Verfügung gestellt werden. Klar, dass da die Geschichte von der Speisung der 5000 nicht weit ist. Doch keineswegs klar ist, dass sich die Konfirmanden damit so kreativ auseinandersetzen und dass ein Rap ("5000 Brote, B-B-Brote für die Welt, oh yeah!") selbst ältere Gemeindemitglieder zu Beifall animiert.
Auch auf der Zielgeraden lassen die Organisatoren nicht nach. Denn im Anschluss gab es keineswegs nur die frischen Laibe der Nachwuchs-Bäcker zu kaufen - auch die Kapelle des Musikvereins oder der Chor "Alive Vocals", die Sänger der Germania und vom Hockenheimer Seemannschor sorgten mit schmissigen Nummern für gute Laune, ehe die Musikschule aus Schwetzingen endgültig den Deckel drauf machte. Und was sagt Monika Akershoek, Leiterin des Peter-Gieser-Kindergartens, zu all dem? "Dieser Basar ist eine großartige Geste der Gemeinde, die uns klarmacht, wie sehr man wertschätzt, was wir hier an Arbeit leisten."
© Schwetzinger Zeitung, Montag, 13.10.2014