Schwetzinger Zeitung, Donnerstag, 25.03.2013

LUTHERHAUS: Der neugegründete Chor „Alive Vocals“ besteht seine Feuertaufe mit Bravour – auch die Gastchöre überzeugen vollauf

 

Entschlossene Leidenschaft ohne Schwäche

Von unserem Mitarbeiter Markus Mertens

Nachdem der Schwetzinger Singkreis und der Konzertchor "Alive" im vergangenen Jahr getrennte Wege gegangen waren und sich im Oktober die "Alive Vocals" gründeten, galt es zunächst ja erst einmal abzuwarten, ob diese Abspaltung auch wirklich ohne Reibungsverlust bleiben würde. Nun, nach dem ersten Konzert, welches das Ensemble als neu gegründeter Chor im Lutherhaus zelebrieren durfte, kann man diese Frage erfreulicherweise eindeutig beantworten: Nicht um einen Funken hat die Qualität nachgelassen.

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Passioniertes Ensemble

Seit Weihnachten hatten sich die 25 Sänger um Dirigentin Vera Pfannenstiel auf das Konzert vorbereitet - und das merkte man dem passionierten Ensemble auch ab der ersten Sekunde an. Nicht ein Augenblick, bei dem man die leidenschaftliche Entschlossenheit in den Augen dieser 25 Sänger vermissen müsste. Ob es die farbige Freude in "I like flowers" oder der lustvolle Preis in "Down by the river" ist - der routinierte Chorkenner hört ganz genau, dass hier weit mehr als nur Amateure am Werk sind.

 

Kecker Charme mit viel Humor

Wer dann noch den Humor bemerken darf, mit dem dieser Chor operiert, weiß erst recht einzuschätzen, welche Souveränität hier schon herrscht. Es hat jedenfalls einen kecken Charme an sich, wenn die beiden Gesangssolisten zu Hans Blums vollmundigem Duett "Im Wagen vor mir" die Plastik-Lenkräder drehen und selbst ein kleiner Fehler im Texteinsatz einfach weggelächelt wird, als gehöre er dazu.

Darf man dann noch Zeuge dieses herrlich-komödiantischen Sketches werden, in dem drei abgehobene Casanovas für den edlen Adriano Celentano und sein "O sole mio" stehen gelassen werden, weiß man vollends nicht mehr, ob man nun zuhören oder schlichtweg laut loslachen soll.

Um den Abend jedoch ganz alleine zu bestreiten, dazu reicht das Repertoire des Chores noch nicht ganz aus. Und so hatte man sich namhafte Gäste aus der Umgebung dazu geladen.

An vorderster Front machte dabei die Altlußheimer Perkussionsgruppe "Satee Kooma" auf sich aufmerksam. Von den "Alive Vocals" durch die südafrikanische Hymne "Siyahamba" eingeführt, boten sie ihrem Publikum auf der Djembé ein Trommelfeuerwerk sondergleichen. Geradezu hypnotisch wirken die Rhythmen aus Sierra Leone und Guinea, mit denen die Trommler bedingungslos intensive Fruchtbarkeitsrituale beschwören und den edlen Kriegern vergangener Tage frohes Geleit wünschen. Tosenden Applaus erhält diese Darbietung ganz zu Recht, denn auch, wenn sich an diesem frühen Abend vornehmlich die Chöre die Klinke in die Hand geben, muss auch ein instrumentaler Vortrag auf einem derart elaborierten Niveau seine Daseinsberechtigung haben. Langeweile war gesanglich aber gewiss das letzte Problem, mit dem das Publikum im Lutherhaus zu kämpfen hatte. Daran hatte schon die AGV Frohsinn aus Altlußheim entscheidenden Anteil.

"Frohsinn" - Name ist Programm

Den Frohsinn jedenfalls darf man bei dem Chor ganz wörtlich nehmen, zumal, wenn Klassiker wie "Katrin" von den "Bläck Fööss" die Bude richtig zum Brennen bringen. Was die musikalische Spannung an dieser Stelle jedoch bewahrt, ist die Ausgewogenheit zwischen Felix Mendelssohn Bartholdys "Lerchengesang" und "Only you", zwischen Friedrich Silchers zarter "Loreley" und fast schon klaumaukig-derben Liedern, wie "Auf Wiedersehen in Garmisch-Partenkirchen". Die Chorleiterin Maria Löhlein-Mader zeigt hier, dass sie ein glückliches Händchen für die Programmauswahl hat, denn sowohl mit ihrem großen gemischten Chor vom AGV aus Altlußheim, als auch mit dem "Kleinen Chor" aus Bonsweiher landet sie beim Publikum einen Volltreffer nach dem anderen. Das klare Bekenntnis der Vorsitzenden der "Alive Vocals", Andrea Wilhelm ("In die beiden Chöre haben wir uns einfach verliebt"), kann man zu diesem Zeitpunkt jedenfalls bestens verstehen. Und nachdem der Chor "PlankTon" die Bühne noch mit Celine Dions "My heart will go on" in Besitz nahm, ist es nur folgerichtig und verdient, dass der letzte Titel dieses gelungenen Abends diesen programmatischen Namen trägt: "O happy day". Am 26. Oktober - einem Samstag - wollen die "Alive Vocals" erstmals den Mozartsaal des Schwetzinger Schlosses füllen, ganz allein und "mit einem Pop- und Musicalprogramm der besonderen Art", wie Andrea Wilhelm ankündigt. Dass sie da nicht zu viel verspricht, daran sollte nach diesem Abend jedenfalls niemand mehr zweifeln.

© Schwetzinger Zeitung, Montag, 25.03.2013